20 Jahre Werkstatt

Video:

Irgendwann in 2020 ist die Werkstatt 20 geworden; das genaue Gründungsdatum lässt sich nicht mehr feststellen.
Wir hätten das 20jähriges Bestehen gern mit vielen Freundinnen und Freunden, mit Ehemaligen und Weggefährten gefeiert, wäre da nicht Corona im Weg gewesen. Erst haben wir abgewartet – dann haben wir beschlossen, 2021 ein Video für alle zu veröffentlichen, und einen Workshop nur im kleinen Kreis mit denen, die jetzt aktiv dabei sind, zu machen.

evangelische Christen

Angela Berger erzählt:
Obwohl ich das Amt für kirchliche Dienste offiziell und daher auch beruflich in der Werkstatt vertrete, habe ich auch ganz persönliche und biographisch bedingte Gründe, mit viel Freude und Interesse bei der Werkstatt für Religionen und Weltanschauungen mitzuarbeiten.

Aufgewachsen in den 60ger Jahren im damals noch sehr christlich geprägten Südwesten Deutschlands war eine religiöse Erziehung für mich unausweichlich mit allen damit verbundenen Vor- , aber auch Nachteilen für meine persönliche Entwicklung. Natürlich besuchte ich den Religionsunterricht, wurde konfirmiert etc… Religiöse und spirituelle Fragen haben mich von Kindheit an sehr interessiert, so dass ich gerne die kirchlichen Angebote genutzt habe und nie auf die Idee gekommen wäre, mich davon zu distanzieren. Sehr gelitten habe ich allerdings unter der sehr rigiden und Schuldgefühle vermittelnden Dogmatik und Moral der christlichen Kirchen.

Schon von Anfang an gab es in unserer Familie Brüche in den religiösen Biografien, die sich bis in mein eigenes religiöses Leben fortsetzten und bis heute der Grund für mein Interesse an der allgemeingültigen Wahrheit hinter all den verschiedenen Religionen sind. Im Zuge meiner spirituellen Forschungen und Sinnfragen kam es in meinen jungen Jahren zu heftigen Auseinandersetzungen mit der christlichen Religion bis hin zu einer zeitweise völligen Distanzierung von Religion überhaupt. Erst durch die Auseinandersetzung mit  verschiedenen psychologischen, spirituellen und mystischen Theorien und der  Beschäftigung mit anderen Religionen war ich dann irgendwann in der Lage, mich meiner Herkunftsreligion wieder anzunähern und nach den geschichtlichen und mystischen Wurzeln des Christentums zu fragen. Mein Interesse daran war dann so groß, dass ich meinen Beruf als Psychologin zeitweise aufgab und mich wieder auf die Schulbank setzte, um evangelische Religionslehrerin zu werden.

Es war eine wahre Offenbarung für mich, die Entstehungsgeschichte der biblischen Texte und der christlichen Dogmatik zu erkunden und mir dadurch eine fundierte Basis zu schaffen, um mir mein eigenes Bild vom Christentum zu machen, mit dem ich gut leben kann. Letztlich beruft sich dieses Bild vorwiegend auf den Juden Jesus und seine revolutionierenden, lebensförderlichen Ideen für die damaligen und auch heutigen Menschen. Jetzt endlich, in der Ausbildungsarbeit evangelischer Religionslehrkräfte, habe ich das Gefühl, sowohl mein Interesse an den verschiedenen Religionen als auch meine beiden Berufe optimal verbinden und fruchtbar machen zu können. Dabei sind mir die biographischen Erzählrunden in der Werkstatt eine große Hilfe und ein unschätzbarer Gewinn.

Gründung der WRW aus biografischer Sicht

Die Werkstatt Religionen und Weltanschauungen ist eng mit den persönlichen Erfahrungen ihrer Gründerin verknüpft.

Im biografischen Gespräch erzählt Ruthild Hockenjos:
In meinen vielen Jahren als evangelische Religionslehrerin an einer Kreuzberger Grundschule – später auch noch an der Hauptschule – war für mich die Herausforderung, mit Kreuzberger Schüler*innen, Eltern und Kolleg*innen ins Gespräch und in ein miteinander Lernen zu kommen – auch wenn unterschiedlichste religiöse oder auch nicht-religiöse Wurzeln die jeweilige Weltsicht und Sprache geprägt haben.
Das führte zu meiner Überzeugung, dass es gerade in Berlin einen Ort braucht, an dem Menschen unterschiedlichster religiöser und kultureller Prägung miteinander und voneinander lernen können. Dies war im Berliner evangelisch-kirchlichen Raum in den 90er Jahren und Anfang 2000 nicht möglich. So entwickelte ich die Idee einer Werkstatt Religionen und Weltanschauungen, die anfangs gedacht war als Lernwerkstatt für Schüler*innen und Lehrer*innen, jedoch mangels erforderlicher Finanzierung dann zu einer Werkstatt mit biografischem Erzählen wurde. Dabei wurde uns wichtig, dass unsere Themenwahl möglichst mit einer gesellschaftlich aktuellen Debatte korrespondiert und unterstützende sowie hinderliche Beiträge unserer eigenen religiösen/weltanschaulichen Traditionen deutlich gemacht werden können. Nach außen wird dies dann jeweils in einer jährlichen Fachtagung zum Ausdruck gebracht.

Gemeinschaft der Baha`í

Gisela Klein ist als Mitglied der Baha´í   in der Werkstatt. Und so erlebt sie die Bahá’í-Gemeinde:“Bahá’u’lláhs zentrale Botschaft ist die EINHEIT DER MENSCHHEIT und zielt auf Wohlergehen, Frieden und Sicherheit für alle Menschen. Seine Lehren und Seine Weltordnung bestimmen Art und Weise der (Zusammen)arbeit und Beziehungen in der Gemeinde und nach außen: Beratung, Unparteilichkeit (u. a. keine Mitgliedschaft in Parteien), Gleichberechtigung, Vorrang von Erziehung und Bildung, um nur einige zu nennen.

Das (Er)leben in der Bahá’í-Gemeinde basiert für mich auf den wesentlichen Prinzipien der Eigenverantwortlichkeit und der Beratung. Es gibt keine Priester, keine geistliche Elite, dafür demokratisch gewählte Räte aus neun Personen für die Belange des Gemeindelebens. Die Bahá’í-Wahl ist unabhängig von Machtstrukturen, da es keine Kandidaten gibt und jeder in der Gemeinde wählbar ist. Wir kommen zusammen zu Vertiefungen, Andachten, Studienkreisen (die allen Menschen offenstehen), an Neunzehntagefesten und Feiertagen. Wir lesen Texte und Gebete aus den heiligen Schriften, beraten miteinander, nehmen uns Zeit für geselliges Beisammensein.

Bahai Tempel Haifa
Bahai-Tempel in Haifa

Mein Glaube (und die damit verbundene Gemeinschaft mit meinenMitgläubigen) ist meine Heimat. Dort finde ich Geistigkeit, Freude und Geborgenheit. Meine schönsten und eindrucksvollsten Erlebnisse hatte ich auf mehreren Pilgerreisen zu den Heiligen Stätten der Bahá’í auf dem Berg Karmel und in Akká. Außen die Schönheit der Gärten und Gebäude, reine Luft, weiter Blick – innen Gebet und Meditation an den Heiligen Schreinen, sanfte Luftströme, Rosenduft, Vogelgezwitscher … Dann die vielen freudigen Begegnungen mit Bahá’í aus aller Welt.

Ich besuche auch gerne das europäische Haus der Andacht in Langenhain/Hofheim im Taunus. Wie alle kontinentalen Häuser der Andacht symbolisiert es die Einheit der Religionen: Neun Eingänge stehen offen für neun Weltreligionen, aus deren heiligen Schriften bei den sonntäglichen Andachten rezitiert wird.

Weitere Highlights sind Seminare und mehrtägige Ferienkurse, die an verschiedenen Orten in Deutschland stattfinden. Neben dem inhaltlichen Angebot freue ich mich auf Freunde von überall, auf Musik und Kreativität und unterhaltsame Abende.

Gisela Klein gibt folgende allgemeine Informationen zur Bahá ì – Religion:
Zu allen Zeiten waren es die Religionen, von denen geistige und soziale Impulse ausgingen. Das jüngste Glied dieser Kette, die Bahá‘í-Religion, wurde 1863 von Bahá’u‘lláh (arab. Herrlichkeit Gottes, 1817 – 1892) in Persien gestiftet. Die Bahá’í glauben an die Einheit der Religionen im Kontext einer fortschreitenden GottesoffenbarungEr verkündete: Die Erde ist nur ein Land, und alle Menschen sind seine Bürger.“

Bildung und Erziehung sind zentrale Themen Seiner Lehren. Sie sind Grundlage menschlicher Entwicklung und tragen zum Fortschritt der Kultur bei. Betrachte den Menschen als ein Bergwerk, reich an Edelsteinen von unschätzbarem Wert. Nur die Erziehung kann bewirken, dass es seine Schätze enthüllt und die Menschheit daraus Nutzen zu ziehen vermag.“

Zu weiteren Bahá’í-Prinzipien gehören unter anderem:
–  Beseitigung aller Formen von Vorurteilen
–  Selbständiges Erforschen der Wahrheit
–  Gleichberechtigung von Mann und Frau
–  Beseitigung der Extreme von Armut und Reichtum
–  Harmonie zwischen Wissenschaft und Religion
–  Ausgewogenheit zwischen Natur und Technologie

Wie sehen die Bahá‘í die Zukunft?
„Diese verderblichen Kriege werden vergehen und der Größte Friede wird kommen.“ (Bahá’u‘lláh)

Weitere Informationen siehe
www.bahai.de/woran-bahai-glauben/
berlin.bahai.de

 

 

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